Die Abwehr steht – die beste Elf auch

Der Besuch von Meister Leverkusen diente als erster echter Härtetest für den FC Bayern. Trotz des 1:1 hat er ihn bestanden. Trainer Vincent Kompany kann daraus wichtige Schlüsse ziehen.

Die Erkenntnisse für den FC Bayern aus dem Spitzenspiel

Ein 1:1 daheim und trotzdem das Positive daraus mitnehmen? Das klingt für den FC Bayern zunächst ungewöhnlich. In Erinnerung an Platz drei in der Vorsaison, das verlorene Selbstverständnis und die vielen Fragezeichen vor dem Saisonstart ist es das jedoch nicht. Der Auftritt gegen den Deutschen Meister und vermutlich härtesten Rivalen um den Titel hat gezeigt: Mit diesem FCB ist wieder zu rechnen.

Bestanden haben die bislang schwierigste Prüfung in dieser Saison Dayot Upamecano und Min-Jae Kim. Beide Innenverteidiger verloren in der Endphase der vergangenen Saison ihren Stammplatz, agierten vor allem als Duo arg fehleranfällig. Nach dem holprigen Saisonstart beim 3:2 in Wolfsburg haben sie sich stabilisiert, der Südkoreaner schwang sich gegen Bayer zum besten Spieler auf. „Beide haben heute fehlerfrei gespielt“, lobte Sportvorstand Max Eberl.

„Sie waren herausragend, haben fast jeden Zweikampf gewonnen, machen es im Moment richtig gut. Sie zahlen das Vertrauen zurück“, schloss sich Sportdirektor Christoph Freund an. Intern sind die Verantwortlichen der Ansicht, dass dem Duo der neue, aggressive Verteidigungsstil unter Kompany weit weg vom eigenen Tor guttut. Die nächste Beweispflicht: Das schwere Auswärtsspiel in der Champions League am Mittwochabend bei Aston Villa.

Wechsel machen die Bayern derzeit eher schwächer

Zur Abwehr gehören auch die Außenverteidiger. Der vielseitige Raphael Guerreiro kann als Linksfuß auch rechts hinten spielen, fängt die Ausfälle von Josip Stanisic und Sacha Boey auf. Links beweist Alphonso Davies aufsteigende Form, der Kanadier überzeugte auch gegen Leverkusen, hatte lediglich Pech im Torabschluss.

Kompany verzichtete auf Überraschungen in seiner Startelf und lag damit richtig. Er wählte die derzeit elf formstärksten Akteure aus. Allerdings fällt auf: Mit Spielerwechsel kommen keine frischen Impulse, die Elf wirkt dann eher schwächer. Leroy Sané hat nach langen Verletzungsproblemen nicht die Form von Michael Olise, Kingsley Coman strahlt weniger Torgefährlichkeit aus als Serge Gnabry, Konrad Laimer rennt und kämpft, ist im Kombinationsspiel aber nicht so gut wie Guerreiro.

Spannend wie sich die Rotation auswirken wird, die Kompany irgendwann zumindest dosiert wählen dürfte. Aktuell geht es weniger darum, die generelle Klasse eines Spielers in Frage zu stellen als die Form. Auch der ständige Verzicht auf 50-Millionen-Euro-Sechser Joao Palhinha ist nachvollziehbar. „Wir werden ihn brauchen“, ist Eberl überzeugt. Vor allem gegen tief in der eigenen Hälfte stehende Gegner allerdings eher nicht. Das Duo Joshua Kimmich/Aleksandar Pavlovic harmoniert im Maschinenraum des FCB-Spiels prächtig.

Xavi Alonso: „Bayerns Energie ist groß“

Auf die Frage, welchen Unterschied er zum FC Bayern der vergangenen Saison feststellt, nannte Meistertrainer Xabi Alonso die Energie. „Sie ist groß.“ Auch Harry Kane, der als Letzter Spieler aus der Kabine kam und vorsichtig Entwarnung nach einem Schlag auf den Fuß gab, glaubt: „Wenn wir so weitermachen, werden wir schwer zu stoppen sein.“ Dafür muss der Rekordmeister nach den ersten Punktverlusten der Saison aber auch schnell in die Siegerspur zurückfinden, damit das neue Selbstverständnis nicht leidet.

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