Während Omar Marmoush beim 4:2-Erfolg in Kiel für ein doppeltes Novum sorgte und Igor Matanovic sein Premierentor in der Bundesliga erzielte, legte die Eintracht den besten Saisonstart seit zwölf Jahren hin. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf die zwei Kracher-Spiele in dieser Woche.
Frankfurt legt den besten Saisonstart seit zwölf Jahren hin
Seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung legte die Eintracht erst einmal einen besseren Saisonstart hin: In der Saison 2012/13 standen nach fünf Spieltagen 13 Punkte auf dem Konto, sonst gab es nie mehr als zehn Zähler. Aktuell sind es zwölf, der Lohn ist Platz 2, der dem Topspiel gegen Tabellenführer Bayern München am kommenden Sonntagabend (17.30 Uhr) eine besondere Würze verleiht. Eine schöne Momentaufnahme.
Nachdem die Hessen unter der Woche in der Europa League gegen Viktoria Pilsen (3:3) eine 3:1-Führung in der Schlussphase leichtfertig verspielt hatten, durfte man auf die Reaktion gespannt sein. In Kiel zeigte die Mannschaft einen bemerkenswert reifen Auftritt, ließ sich auch durch den unberechtigten Elfmeter zum 1:1 und das in der Entstehung ebenfalls unglückliche 2:2 nicht aus der Bahn werfen.
Koch freut sich auf „geile Spiele“
„Nach dem Spiel gegen Pilsen waren wir alle sehr angefressen. Das war die richtige Antwort. Wir haben die Stabilität, uns nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wenn wir mal ein oder zwei Tore bekommen. Wenn wir nicht so stabil sind, geht es vielleicht wieder 3:3 aus“, resümiert Robin Koch. Der Abwehrboss hatte in der Europa League noch wegen Problemen im Hüftbereich gefehlt, jetzt frohlockt er angesichts der kommenden Aufgabe am Donnerstagabend (21 Uhr) in Istanbul gegen Besiktas: „Darauf freuen wir uns extrem. Danach kommen die Bayern. Das sind geile Spiele.“
Trainer Dino Toppmöller lobt die „sehr gute Reaktion“ nach dem Auftritt in der Europa League: „Am Donnerstag haben wir ein gutes Spiel gemacht, sind aber mit einem enttäuschenden Resultat rausgegangen. Das musst du gegen eine frische Kieler Mannschaft erst mal aus den Kleidern schütteln.“ Dass dies so gut gelang, sei ein „sehr wichtiger Schritt“, Toppmöller sieht sein Team insgesamt auf einem „sehr guten Weg“.
Nicht zufrieden ist er indes mit der Anzahl der Gegentreffer. „Wir haben in beiden Spielen sehr gut verteidigt und trotzdem fünf Gegentore kassiert. Das ist zu viel, und das ärgert mich sehr. Im Spiel nach vorne sieht es aber sehr gut aus“, bilanziert der Coach. Angesichts der Verteidigungsmentalität hätte sein Team mehr als ein Spiel ohne Gegentor (2:0 gegen Gladbach) verdient gehabt.
Der Erfolg in Kiel ist bereits der vierte Bundesliga-Sieg in Folge. Eine längere Serie gab es zuletzt Anfang 2021, als Frankfurt die ersten fünf Partien der Rückrunde gewann. Die einzige Niederlage kassierte die SGE am 1. Spieltag in Dortmund (0:2), wo Fares Chaibi unmittelbar vor dem 0:1 eine fast 100-prozentige Torchance versiebte …
Marmoushs Traumstart
Stürmer Omar Marmoush sorgte in Kiel für ein doppeltes Novum. Nie zuvor in seiner Karriere sammelte er vier Scorerpunkte in einem Spiel. Mit zwei Toren und zwei Assists fertigte er den Tabellenletzten fast im Alleingang ab. Vier Scorerpunkte für die Eintracht verzeichnete letztmals Filip Kostic beim 5:0 gegen Augsburg im Februar 2020.
In einer weiteren Statistik liegt Marmoush einsam an der Spitze: Sechs Tore nach fünf Spieltagen hatte vor ihm noch kein anderer Frankfurter in der Bundesliga. Und es hätten sogar noch mehr sein können, in Kiel ließ er trotz seiner Galavorstellung einige gute Gelegenheiten ungenutzt.
„Omar hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Er ist sehr unangenehm zu verteidigen, weil er mit seinem Speed immer wieder in die Tiefe gehen kann. Doch er kann auch kurz kommen und spielt dann gute Bälle“, sagt Toppmöller. „Im Moment ist er in einer herausragenden Form. Ich glaube, dass er sich sehr, sehr wohlfühlt. Das ist der Schlüssel, um Top-Leistungen zu bringen.“
Matanovic fiel „ein Stein vom Herzen“
Für die Eintracht ist es eine wichtige Erkenntnis, dass sie auch ohne Marmoushs kongenialen Sturmpartner Hugo Ekitiké brandgefährlich sein kann. Der Franzose fehlte angeschlagen, weshalb Igor Matanovic abermals in der Startelf stand. Gegen Pilsen agierte der Wandstürmer noch unglücklich vor dem Tor, sah zudem vor dem ersten Gegentreffer nicht gut aus, weil er nicht energisch genug rausrückte. Nun feierte er seine Tor-Premiere in der Bundesliga, als er einen gut geschossenen Eckball von Marmoush per Kopf verwandelte.
„Nach dem ersten Bundesligator ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Der Knoten ist geplatzt. Es ist ein überragendes Gefühl, der Mannschaft geholfen zu haben“, wird der kroatische Nationalspieler auf der Homepage des Klubs zitiert. „Wichtig war unsere Reaktion nach dem Spiel gegen Pilsen. Wir sind allgemein als Team gut im Flow, diesen Spaß dürfen wir nicht verlieren. Wir haben nach vorne gespielt und leidenschaftlich verteidigt – das haben wir gut gemacht und uns belohnt“, resümiert Matanovic.
Sein Treffer war nach fast zwei Jahren das erste Tor, das ohne Umwege über andere Spieler direkt nach einer Ecke erzielt wurde. Die Durststrecke begann nach Eric Junior Dina Ebimbes Treffer beim 3:1 in Gladbach am 22. Oktober 2022. Es passt ins Bild der formstarken Eintracht, dass auch diese Serie endete.