Das Duell zwischen Bayern München und Hoffenheim wartet am Mittwoch mit reichlich rot-weiß-roter Beteiligung auf. Zwischen Christoph Freund und Andreas Schicker kommt es zum Treffen zweier österreichischer Sportdirektoren. Christian Ilzer fordert Vincent Kompany zum Trainerduell. Und mit Konrad Laimer sowie Alexander Prass stehen voraussichtlich zwei ÖFB-Legionäre in den Startformationen. Puls-4-Experte Johnny Ertl wirft in seiner kicker-Kolumne einen Blick auf das Match.
Die Bundesliga-Kolumne von Johnny Ertl
Wenn Tabellenführer FC Bayern München am Mittwoch (ab 20.15 Uhr live auf PULS 4 und im kostenlosen Stream auf JOYN) in der Allianz Arena die auf Platz 15 liegende TSG Hoffenheim empfängt, dann trifft die heimstärkste Mannschaft der deutschen Bundesliga auf ein schwer gebeuteltes Team. Die Ausgangsposition ist deutlich. Hoffenheim hat die letzten acht Spiele nicht gewonnen und ist in den letzten sechs Partien mit 0:1 in Rückstand geraten. Die erste Viertelstunde müssen die Hoffenheimer überstehen, dann haben sie nichts zu verlieren. Mutig dagegen stemmen lautet die Devise. Den Fans zeigen, dass man alles gibt. Kompakt stehen und die wenigen Chancen effizient nutzen. So könnte es gehen.
Bei den Bayern ist es der Speed, der sie so unglaublich stark macht – in der Rückwärtsbewegung mit Dayot Upamecano und nach vorne über ihre Flügelspieler Jamal Musiala und Michael Olise. Und dann ist da natürlich Harry Kane, der jetzt schon wieder bei 20 Scorerpunkten hält und gegen Gladbach seinen 17. Elfmeter im Bayern-Trikot verwandelt hat und vom Punkt weiter makellos ist. Einfach sensationell, wie er in der Box eiskalt bleibt und seine Chancen klinisch exekutiert. Bayern ist für mich eine komplette Mannschaft, die sich mit Bayer Leverkusen ganz sicher den deutschen Meistertitel ausmachen wird.
Freund und Schicker punkten mit Kompetenz und Bodenhaftung
Dass sich in so einem Spiel zwei österreichische Sportdirektoren gegenüberstehen, spricht für die Entwicklung des österreichischen Marktes. Wir sind nach wie vor ein Fußballland, das Spielern die Plattform gibt, den nächsten Schritt ins Ausland zu machen. Dafür braucht man bei den Vereinen Sportdirektoren, die ihre Hausaufgaben gut machen und immer den einen entscheidenden Schritt voraus sind. Damit du eben diese Spieler nach Österreich holen kannst, mit denen du dann wieder Geld lukrierst. Andreas Schicker hat das bei Sturm Graz hervorragend gemacht – auch im Management nach oben und unten und im Umgang mit der Öffentlichkeit. Da ist er in Graz mit seiner authentischen Art sehr gut angekommen.
Dasselbe hat Christoph Freund in Salzburg geschafft. Dazu hat er als Pinzgauer noch das Lokale verkörpert, das so wichtig für Salzburg war – und das jetzt fehlt. Bodenständigkeit, Bodenhaftung und Authentizität sind auch bei ihm die wesentlichen Faktoren. Sie sind beide akribisch und mit Freude bei der Arbeit – und das macht ihren Erfolg aus. Christoph Freund strahlt im Hintergrund die nötige Ruhe und Sicherheit aus, die den Bayern sehr gut tut. Er muss nicht immer im Vordergrund stehen. Wenn er etwas zu sagen hat, sagt er es. Beide haben ein extrem gutes Gespür, was das richtige Spielermaterial betrifft. Wenn man als Sportdirektor wie die beiden über mehrere Jahre beweist, dass man einen Verein mit diesem Gespür sportlich und finanziell weiterbringt, dann ist man ein gefragter Mann.
Laimer unter Volldampf – Prass auf Notposition
Conny Laimer hat sich bei den Bayern auf einer für ihn ursprünglich neuen Position auf der rechten Seite in einer Art und Weise selbst gefunden, die optimal passt. Er macht extrem viel Dampf und Druck – und er harmoniert mit Michael Olise richtig gut. Beeindruckend, wie Conny sich in München entwickelt hat und zu einem fixen Bestandteil der Mannschaft geworden ist. Er hat eine sehr gute Körpersprache, wirkt selbstsicher und strahlt die richtige Portion Arroganz aus. Er macht die Wege wie kein anderer – nach vorne und hinten. Und das letzte ‚Eitzerl‘, das ihm gefehlt hat, ist auch dazugekommen: die Torgefährlichkeit. Bei ihm kannst du sicher sein, dass der letzte Pass in der Box kommt. Als Trainer willst du so einen Spieler in der Mannschaft haben, auf den du dich hundertprozentig verlassen kannst.
Alexander Prass hatte am Wochenende gegen Wolfsburg eine ganz schwierige Partie, war unglücklich in einigen Situationen. Das 0:1 geht auf seine Kappe, beim ruhenden Ball. Er spielt jetzt bei Hoffenheim auf der linken Seite, wo ich ihn nicht sehe. Er ist für mich ein Mittelfeldspieler, aber nicht über links – das geht sich in der Liga nicht aus. Das ist nicht seine angestammte Position und aus der personellen Not geboren – jetzt bei Hoffenheim genauso wie bei der Euro im Nationalteam. Er hat es gut gemacht, aber irgendwann geht es sich nicht mehr aus. Auf der linken Außenposition hat Hoffenheim auf jeden Fall Handlungsbedarf – und dann wäre Prass für mich auch wieder im Mittelfeld gesetzt.
Neue Situation für Christian Ilzer
Zum Thema Abstiegskampf für Chris Ilzer mit Hoffenheim meine ich, dass es ein Fight bis zum Schluss wird. Der Start mit dem 4:3 gegen Leipzig war super, da war viel Euphorie dabei. Aber seither haben sie in acht Spielen nicht gewonnen. In den letzten sechs Spielen war man immer 0:1 hinten, das macht etwas mit einer Mannschaft. Als er sie übernommen hat, war er vier Punkte vor dem Relegationsplatz, jetzt ist es noch einer. Und jetzt kommen einige Spiele gegen direkte Konkurrenten. Für Chris ist das eine neue Situation. Das Anlaufverhalten der Mannschaft ist noch nicht so, wie er das möchte. Die Stürmer-Thematik ist da. Wie gehst du mit einem Andrej Kramaric um, der nicht zur Art passt, wie Ilzer Fußball spielen lässt, aber seit zehn Jahren dort spielt und trotzdem immer für ein Tor gut ist?
Es geht auch um die mentale Komponente, wie kommt man aus dieser Negativspirale und wie geht die Mannschaft mit dem Abstiegskampf um. Nominell ist man besser besetzt als andere Teams da unten in der Tabelle. Ilzer ist ein sehr akribischer Trainer, der das Spiel der Mannschaft extrem genau vorbereitet, und dann bringen sie die Schnitzer immer wieder in Rückstand – und dann kommt man aufgrund der Offensivschwäche nicht mehr nach. Er kommt gut an mit seiner authentischen Art, aber am Ende zählen die Resultate.