Symptome einer Krise: Mainz auf der schiefen Bahn

Das kommende Duell mit Aufsteiger St. Pauli besitzt für Mainz bereits Schlüsselspiel-Charakter. Nach dem grandiosen Endspurt der Vorsaison läuft bei 05 in diesem Herbst wieder zu vieles in die falsche Richtung.

Kopflose Führungsspieler, fußballerische Defizite

So dramatisch wie in der Frühphase der vergangenen Saison ist die Lage bei Mainz 05 rein faktisch nicht. Darauf hatte Trainer Bo Henriksen bereits unlängst vor der Partie in Augsburg hingewiesen, prompt folgte dort ein 3:2-Auswärtssieg. 2023 waren die 05er unter Bo Svensson mit nur einem Zähler aus fünf Partien gestartet. Jetzt sind es, auch dank des angesprochenen Erfolgs beim FCA, immerhin fünf Punkte. Doch diese noch halbwegs passable Bilanz könnte sich rasch als trügerisch erweisen. Denn auch im Herbst 2024 mehren sich die Krisensymptome.

Die inhaltlichen Defizite sind nur Puzzleteile des alarmierenden Gesamtbilds

Im Rahmen des fußballerisch zusammenhanglosen Auftritts beim jüngsten 0:2 gegen Heidenheim blieb „vieles Stückwerk“, wie Sportdirektor Niko Bungert zu Recht analysiert. „Wir haben es nicht hinbekommen, konstruktiv vors Tor zu spielen, und zu wenig Offensivpower entwickelt.“ Nach den Enttäuschungen gegen Union (1:1) und Werder (1:2) gelang also auch im dritten Anlauf kein Heimsieg gegen einen vermeintlich auf Augenhöhe befindlichen Rivalen. Zugleich bilden die inhaltlichen Defizite und ernüchternden Resultate gewissermaßen nur Puzzleteile eines Besorgnis erregenden Gesamtbilds.

Kohr kam wie durch ein Wunder gleich mehrfach um einen Platzverweis herum

Einen weiteren Beitrag dazu lieferten in den jüngsten Partien gleich mehrere Leistungsträger bzw. gar Führungsspieler mit reichlich kopflosem Verhalten. Nadiem Amiri holte sich in Augsburg binnen 120 Sekunden die Ampelkarte ab, Andreas Hanche-Olsen hielt gegen Heidenheim nach der frühen Gelben Karte (6.) immerhin noch 23 Minuten bis zu seiner Hinausstellung durch. Geradezu frappierend, dass für Dominik Kohr bislang noch kein weiterer Platzverweis hinzukam. Gegen Werder hätte der Routinier für einen fahrlässigen Ellbogeneinsatz im Zweikampf Gelb-Rot sehen müssen. In Augsburg (Ellbogeneinsatz abseits des Spielgeschehens) und gegen Heidenheim (lediglich Gelb für einen gezielten Griff in den Unterleib eines Gegenspielers) kam Kohr trotz VAR-Überwachung jeweils wie durch ein Wunder um Rot herum.

„Wir sollten nicht darauf warten, bis wir wieder in einer schlechten Situation sind.“ (Phillipp Mwene)

Doch auch unabhängig von Einzelpersonen scheint es in Mainz höchste Zeit, die Sinne zu schärfen. Phillipp Mwene bringt das treffend auf den Punkt: „Uns muss war klar werden, dass wir nicht darauf warten sollten, bis wir wieder in einer schlechten Situation sind, bevor wir anfangen zu performen. Wir müssen uns vorher wieder mental in die Situation bringen wie in der Endphase der vergangenen Saison. Mit 80, 85 Prozent wird es nicht reichen.“ Ein deutlicher Hinweis an die Kollegen wie an Coach Henriksen, dem Spannungsverlust zeitnah Herr zu werden. Im vergangenen Herbst rief Sportvorstand Christian Heidel übrigens nach einem 0:3 gegen Leverkusen am sechsten Spieltag den Abstiegskampf aus. Auch diesmal ist die Partie bei Aufsteiger St. Pauli zum gleichen frühen Zeitpunkt bereits getrost als richtungsweisend einzustufen.

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