Warum Xhaka unter Leverkusens Laissez-faire doppelt leidet

Trotz des 4:3-Erfolgs gegen Wolfsburg hatte Granit Xhaka wegen Bayers Defensivproblemen Alarm geschlagen. Die Defizite beim Double-Gewinner nerven den Strategen doppelt, weil er von diesen auch persönlich massiv betroffen ist.

Bayers Stratege ist auch persönlich genervt

Er hatte eine Botschaft loszuwerden. Und so trat Granit Xhaka nach dem 4:3-Sieg gegen Wolfsburg vor die Kameras und Mikrofone, um klarzustellen, dass es so nicht weitergeht bei Bayer 04. Hatte die Werkself doch die Gegentreffer sieben bis neun kassiert. Aufgrund von Schwächen, die sich durch diese noch junge Saison ziehen. Und jetzt sah der 31-jährige Führungsspieler den Zeitpunkt gekommen, dazwischen zu schlagen. Hart, aber fair.

Der Schweizer kritisierte das Defensivverhalten des Double-Gewinners als naiv  und damit auch als ungenügend dafür, auch in dieser Saison Titel zu gewinnen. Dass Bayer mit einer solchen Laissez-faire-Einstellung verteidigt, wurmt Xhaka. Zum einen, weil er das große Ganze im Blick hat. Weil es für ihn als Chef auf dem Spielfeld darum geht, dass die Mannschaft als Gesamtgebilde funktioniert. Und weil der Stratege ein vom Ehrgeiz Getriebener ist.

Bayers Schwächen entziehen Xhaka eine wichtige Grundlage

Dies alles stand und steht bei Xhakas Kritik an seiner Mannschaft im Vordergrund. Schließlich ist der frühere Arsenal-Profi ein Teamplayer. Und ein Leitwolf. Weswegen Bayer 04 und Simon Rolfes ihn im Sommer 2023 verpflichtet haben. „Wir erwarten von ihm Führungsqualität, dass er im richtigen Moment auch mal unangenehm ist und Feuer in die Truppe bringt“, erklärte Leverkusens Geschäftsführer einst zu seinem Schlüsseltransfer. Am Sonntag nach dem Wolfsburg-Spiel tat Xhaka dies.

Doch es gibt auch einen persönlichen Grund, warum den Leader die aktuellen Schwächen so nerven. Entziehen sie ihm doch zum Teil die Grundlagen, selbst sein bestes Spiel auf den Platz zu bringen, das ihn vergangenen Saison zum herausragenden Akteur bei Bayer 04 machte. So ist Xhaka besonders dann stark, wenn sich das Geschehen auf engen Räumen abspielt. Dann kommen seine Stärken zum Tragen: Übersicht, Spielintelligenz, Antizipationsfähigkeit, Cleverness, gutes Auge und hervorragendes Passspiel.

Geht es wild hin und her, wird es für alle Sechser schwierig

Driftet das Leverkusener Spiel jedoch so wie gegen Wolfsburg oder in manch anderer Partie in dieser Saison auseinander, wird es für den Linksfuß deutlich schwieriger. Weil Xhaka nicht der Schnellste ist, stellen ihn – wie auch die anderen Leverkusener Sechser, die allesamt keine Sprinter sind – Laufduelle eher vor Probleme. Jeder Bayer-Profi, der seinen Job in der Defensive also nicht gewissenhaft erfüllt, schwächt damit den Dreh- und Angelpunkt des Leverkusener Spiels – und letztlich sich selbst. Stellt der Schweizer doch den absoluten Schlüsselfaktor beim Werksklub dar.

Bayer 04 und Xhaka sind am stärksten aus einem kontrollierten Positionsspiel, nicht wenn es wild hin und her geht. Doch dazu kommt es in dieser Saison (zu) oft. Mit negativen Folgen auch für Xhaka. „Ohne Ball haben wir nicht diese (kleinen, Anm. d. Red.) Abstände, die uns letztes Jahr stark gemacht haben, um vorne ins Gegenpressing zu kommen“, analysiert er, „sondern wir kriegen immer wieder Konter und müssen 50, 60 Meter nach hinten rennen.“ Was weder Xabi Alonsos Idee der Spielkontrolle noch Xhakas Stärke als ruhender Pol im Leverkusener Angriffswirbel entspricht.

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