Ein Lautsprecher ist Mo Dahoud eigentlich nur auf dem Platz. Vor der Partie bei Meister Bayer Leverkusen formuliert Frankfurts Mittelfeldspieler dennoch bemerkenswert ambitionierte Ziele.
Gescheitert in der Premier League – aber in jeder Beziehung gereift?
Auf dem Rasen, egal ob während eines Spiels oder im Training, braucht Mo Dahoud (28) die permanente Kommunikation. „Wenn ich nicht rede auf dem Platz“, sagt der Frankfurter Mittelfeldspieler, „dann bin ich nicht aktiv, dann bin ich nicht da, dann kannst du mich auch gleich rausnehmen.“ Abseits des Fußballfeldes dagegen zeigt der zweimalige deutsche A-Nationalspieler zumindest öffentlich ein ganz anderes Naturell. Da wirkt Dahoud introvertiert, spricht nur sehr zurückhaltend und am liebsten gar nicht über eigene Stärken.
„Wir sind in einem Flow, können etwas Besonderes erreichen.“ (Mo Dahoud)
Umso bemerkenswerter, wie der Ende August auf den letzten Drücker der Transferperiode ablösefrei aus Brighton verpflichtete Deutsch-Syrer an diesem Dienstag die Saison-Ambitionen der Eintracht formuliert hat: „Wir sind in einem Flow, und ich hoffe, es bleibt so. Wenn wir noch enger zusammenwachsen, dann können wir als Mannschaft etwas Besonderes erreichen.“ Was genau er damit im Sinn hat? „Man will irgendetwas in der Hand haben als Spieler“, sagt Dahoud. In Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal bieten sich schließlich drei Titelchancen für die SGE.
Auch die Meisterprüfung in Leverkusen hält der Mittelfeldmann für „machbar“
Nach dem spektakulären 3:3 gegen den FC Bayern unmittelbar vor der Länderspielpause wartet nun sozusagen die „Meister-Prüfung“ auf die SGE: Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es zu Titelverteidiger Bayer Leverkusen. „Sicher kein leichtes Spiel“, erwartet Dahoud: „Bayer hat das gleiche Niveau wie die Bayern, die gegen uns überragend gespielt haben. Aber: Es ist machbar.“
Deutlicher Ausdruck eines gewachsenen Selbstvertrauens, das der frühere Dortmunder und Gladbacher so formuliert: „Es geht noch mehr für uns als Mannschaft.“ Diesen Eindruck hatte Dahoud sogar gegen die Bayern, trotz des erst späten und in diesem Moment für Außenstehende überraschenden 3:3: „Schade, dass wir nach dem Ausgleich nur noch so wenig Zeit hatten. So wie uns die Fans nach vorne gepeitscht haben, wäre noch etwas drin gewesen.“
Selbstkritisch nach der Einwechslung gegen die Bayern: „Es war mein Fehler“
Dass er selbst kurz nach der Pause mit einem verlorenen Zweikampf im eigenen Strafraum maßgeblich zum zwischenzeitlichen 2:3 beitrug, ist dem bei Wiederbeginn für Ellyes Skhiri eingewechselten Dahoud bewusst: „Es ist nicht leicht, gegen die Bayern reinzukommen. Das Spiel hat schon seinen Rhythmus, da brauchst du ein paar Minuten, um auf Betriebstemperatur zu sein. Das habe ich gemerkt. Aber das ist keine Ausrede: Es war mein Fehler, ich muss sofort im Spiel sein.“
Am Samstag in Leverkusen wäre Dahoud das selbstredend gerne schon bei Anpfiff, freilich ohne Ansprüche zu stellen. Aber: Nachdem er in Brighton in dieser Saison bis zu seinem Abschied komplett außen vor geblieben war, hat er sich mit inzwischen fünf Pflichtspiel-Einsätzen für die Eintracht, davon zwei von Anfang an, absolute Matchfitness geholt: „Ich spüre da keinen Nachholbedarf mehr.“
In England fremdelte Dahoud mit dem Fußball und den äußeren Umständen
Generell will Dahoud sich aber, nach lediglich 13 Teileinsätzen während seiner Leihe zum VfB Stuttgart in der Rückrunde 2023/24, sehr wohl wieder neu in den Fokus spielen. Das Umfeld in Frankfurt, so klingt es jedenfalls, hält er dazu für ideal („Ich fühle mich sehr wohl“), während er mit England und der Premier League ganz offensichtlich fremdelte: „Das ist eine andere Welt, auf Fußball bezogen und außerhalb. Ich bin glücklich, wieder in Deutschland zu sein. Die Atmosphäre, die Stimmung in den Stadien, die Infrastruktur – da sind wir in der Bundesliga schon verwöhnt.“
Was er in England gelernt habe? „Auf mich alleine gestellt zu sein.“ Ganz nüchtern ließe sich urteilen, dass Dahoud nach seinem Wechsel aus Dortmund im Sommer 2023 einfach gescheitert ist in der stärksten Liga der Welt. Es könnte sich allerdings auch herausstellen, dass die Eintracht einen in jeder Beziehung gereiften Profi von der Insel zurück in die Bundesliga geholt hat.