Xabi Alonso: „Das ist unsere größte Herausforderung“

Vieles im Leverkusener Spiel sieht gut aus. Doch wenn es ums Kerngeschäft beim Verteidigen des eigenen Tors geht, fehlt die Konsequenz. Wie beim 2:2 in Bremen, nach dem Trainer Xabi Alonso seinen Profis diesbezüglich die Gewissenfrage stellt.

Leverkusens Trainer kämpft weiter mit Instabilität seines Teams

Das Ergebnis war ernüchternd. Nur ein 2:2-Unentschieden in Bremen nach einer zweimaligen Führung durch zwei Gegentreffer, die Bayer 04 aber ausgerechnet in seiner zweiten starken Hälfte schlucken musste.  Folglich waren Mannschaft wie Trainer nach dem Remis in Bremen bedient.

„Wir können nicht zufrieden sein, dass wir zweimal eine Führung verspielt haben. Das ist uns nicht das erste Mal passiert“, konstatierte Xabi Alonso, „ich hatte das Gefühl, dass wir hätten gewinnen können.“ Wobei man das „können“ nach der 1:0-Führung in der grundsätzlich starken zweiten Hälfte sogar durch ein „müssen“ hätten ersetzen können.

„Zu soft verteidigt“ ist der Evergreen in Xabi Alonsos Analysen

Besonders bitter an den zwei verschenkten Punkten in Bremen war die Tatsache, dass Bayer die Gastgeber zu den Treffern quasi einlud, die sich nicht aufgrund des Spielverlaufs andeuteten, sondern die Bayer mit überflüssigen Ballverlusten selbst einleitete und danach auch nicht bedingungslos verteidigte. Kurzum: Gegentreffer, die sich der deutsche Meister in erster Linie selbst zuzuschreiben hatte.

„Bei den zwei Toren haben wir vielleicht etwas zu soft verteidigt“, urteilte Xabi Alonso nachher, „das ist etwas, was wir korrigieren müssen.“ Der Haken daran: Diese Diagnose stellte der Leverkusener Trainer nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Nein, diese Bewertung hat sich schon zu einem Evergreen in den Analysen des Spaniers entwickelt.

„Wir brauchen dieses Gefühl, dass wir besser verteidigen können und müssen.“ (Xabi Alonso)

Dass er immer wieder davon sprechen muss, dass sein Team im und am eigenen Strafraum „zu soft“ gegen die gegnerische Offensive vorgeht, beschäftigt natürlich auch den Leverkusener Erfolgstrainer. Diese immer wiederkehrenden Fehlermuster sorgen dafür, dass das in vielen Zügen gute Leverkusener Spiel am Ende deutlich weniger Punkte einbringt als es möglich wäre.

„Wir wollen competitive sein“, erklärt Xabi Alonso und meint damit konkurrenzfähig auf hohem Niveau. Doch dazu fehlt dem Werksklub etwas, was ihn in der Vorsaison ausgezeichnet hat. „Wir müssen dieses Gefühl haben, dass wir besser verteidigen können und müssen. Mit dem Ball kreieren wir Chancen, wir haben diesen guten Flow, aber wir müssen in der Bundesliga, in der Champions League und im Pokal auch dieses gute Gefühl haben, diese Opferbereitschaft (in der Defensive, Anm. d. Red.) und die Intensität. Ohne das ist es nicht möglich.“

Xabi Alonso stellt die Gewissenfrage: Was wollen wir?

Dass Bayer jetzt bereits fünf Zähler hinter dem Spitzenduo Bayern München und RB Leipzig rangiert, ist dabei für den 42-Jährige zweitrangig. „Die Tabelle bedeutet mir nichts – wir sind im Oktober“, sagt er, fordert aber den bedingungslose Einsatz für den Erfolg ein, wie er es aus seiner Zeit als Profi in Liverpool, bei Real Madrid und dem FC Bayern München gewohnt ist, und betont: „Was etwas bedeutet ist: Was wollen wir? Wie wollen wir spielen?“ Xabi Alonso stellt die Gewissenfrage bezüglich der Haltung. Sein Credo: „Es ist nicht immer möglich, auf die gleiche Art und Weise zu spielen, aber die gleiche Mentalität und Identität zu zeigen.“

Das gelingt Bayer manchmal, aber nicht immer. Zuletzt beim 2:1 gegen Frankfurt besser als nun beim 2:2 in Bremen. Xabi Alonsos offenes Eingeständnis: „Bis jetzt sind wir zu instabil darin. Und das ist unsere größte Herausforderung gerade.“ Denn die Fehler schleichen sich im wahrsten Sinne des Wortes ins Leverkusener Spiel ein, das nicht komplett von Problemen durchzogen ist, sondern durch diese immer wiederkehrende Aussetzer entwertet wird.“

„Wir haben einige Dinge klar, aber nicht alle.“ (Xabi Alonso)

In Bremen führte dies vor der Pause zu Chancen für Werder, weil Bayer nach billigen Ballverlusten wie dem von Alejandro Grimaldo oder von Piero Hincapie nicht mehr zupacken konnte bzw. nicht mehr zupackte. Nach der Pause initiierte Edmond Tapsoba mit zwei Fehlpässen den 1:1-Ausgleich, nach denen Bayer weder aggressiv noch konsequent verteidigte. Vor dem 2:2 ein ähnliches Bild, als Tapsoba Torschütze Romano Schmid nicht ernsthaft bei dessen Schuss attackierte.

„Wir haben einige Dinge klar, aber nicht alle. Wenn wir das besser verstehen, werden wir auch besser sein“, weiß Xabi Alonso, woran das Leverkusener Problem liegt. Aber gerade, weil es nur diese ständigen Kleinigkeiten sind, die sich in das in vielen Bereichen stimmige Gesamtbild hineinmogeln, ist es womöglich besonders schwierig, die nötige Sensibilität bei den Profis dafür zu wecken. Welche bei gravierenden Totalausfällen im Leverkusener Spiel viel leichter herzustellen wäre.

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