Nach der Genesung von Kevin Trapp kehrt Kaua Santos ins zweite Glied zurück – vorerst. Dass dem Brasilianer die Zukunft zwischen den Frankurter Pfosten gehören soll, scheint indes beschlossene Sache. Schließlich hat der 21-Jährige schon jetzt bewiesen, jederzeit bereit zu sein.
Hoffnungen auf die nächste glanzvolle Frankfurter Torhüter-Ära
Als „Vorgeschmack“ auf künftige Glanzleistungen bezeichnet sein Torwarttrainer Jan Zimmermann die Auftritte von Kaua Santos (21) in den vergangenen sechs Pflichtspielen für Eintracht Frankfurt. Als Vertreter des verletzten Kevin Trapp (34) demonstrierte der junge Brasilianer eindrücklich, dass die SGE-Verantwortlichen um Sportvorstand Markus Krösche im Sommer 2023 für ganze 0,8 Mio. Euro Ablöse an Flamengo Rio de Janeiro tatsächlich ein Riesen-Talent an Land gezogen haben. Und das nicht in erster Linie wegen seiner 1,96 Meter, die den Frankfurter gleichauf mit Nediljko Labrovic (Augsburg) und Matej Kovar (Leverkusen) als derzeit längsten Keeper der Bundesliga ausweisen.
Der 1,96-Meter-Hüne fischt Bälle aus dem Winkel, die für andere unhaltbar wären.
Wobei Kaua Santos‘ Körpergröße und seine Klasse sehr wohl auch unmittelbar zusammenhängen. Gerade beim 3:1-Sieg im Europa-League-Duell bei Besiktas Istanbul (kicker-Note 1,5) fischte der Youngster Bälle aus dem Winkel, die manch anderer Schlussmann bei aller Sprungkraft nicht hätte erreichen können.
Auf der Linie, das hat er beispielsweise auch im Rahmen des jüngsten 3:3 gegen den FC Bayern (kicker-Note 2,5) nachgewiesen, darf Kaua Santos schon jetzt getrost auch nach Bundesliga-Maßstäben als Top-Keeper gelten. Eine sofortige Wachablösung Trapps ist in Frankfurt dennoch kein Thema: „Wir haben eine ganz klare Nummer 1, und das ist Kevin Trapp“, bekräftigte Sportdirektor Timmo Hardung kürzlich auch im Namen von Trainer Dino Toppmöller.
Gegen Leverkusen kehrt Trapp als „ganz klare Nummer 1“ ins Eintracht-Tor zurück
Im anstehenden nächsten Spitzenspiel am Samstag bei Meister Bayer Leverkusen wird Trapp nach überstandener Muskelverletzung also wieder in den Eintracht-Kasten zurückkehren. Dass darüber im Klub keine Diskussion geführt wird, lässt sich übrigens durchaus nachvollziehen – auch wenn Kaua Santos mit einer Paradenquote von 78 Prozent in der laufenden Saison vorne liegt gegenüber Platzhirsch Trapp (70 Prozent). Andere Parameter sprechen indes für den Routinier und Kapitän.
In puncto Strafraumbeherrschung strahlt Kaua Santos bislang keine komplette Souveränität aus. Und insbesondere mit seiner Erfolgsquote bei langen Bällen im Spielaufbau distanziert Trapp mit 42 Prozent den Konkurrenten (27 Prozent) eindeutig.
Keiner hielt mehr Bälle in einem Spiel, und nur Gulacsi hat eine bessere Quote
Dass das interne Leistungsgefälle unter den Frankfurter Torleuten wesentlich geringer ist als noch vor wenigen Wochen angenommen, steht freilich außer Frage. Was weitere Zahlen belegen: Auf jeweils zehn Paraden kam Kaua Santos gegen Besiktas und Bayern. Beides ist in dieser Saison Höchstwert sowohl in der Europa League als auch in der Bundesliga, wo diese Marke auch 2023/24 nicht übertroffen wurde. Trapp entschärfte so viele gegnerische Torabschlüsse letztmals am 7. Spieltag der Saison 2021/22 beim 2:1-Erfolg in München. Und: Kaua Santos‘ 77,8 Prozent gehaltene Bälle sind ligaweit der aktuell zweitbeste Wert hinter der Bilanz von Leipzigs Peter Gulacsi (92 Prozent).
Konstanz nachzuweisen wird für Kaua Santos, der bei Besiktas und gegen Pilsen (3:3) auch schon insgesamt drei Gegentore verschuldete, naturgemäß noch zur entscheidenden Herausforderung. Sein Potenzial bewegt sich allerdings in Dimensionen, die bereits auf die nächste große Frankfurter Torhüter-Ära schließen lassen in der Zeit nach Trapp. Wann auch immer diese anbrechen wird.
